Die Ära der 1940er – 1960er Jahre
Eine Dokumentation
Buch: Jazz in Hannover.
Der Deutsche Swing Club – Der Hot Club Hannover – Der Jazz Club der Sozialistischen Jugend. Gründung und Clubleben in den 1940er bis 1960er Jahren bis hin zum Jazz Club Hannover als kleinen Zeitraffer. 336 Seiten Inhalt.
Hinweis: Kleinstauflage als Buchgeschenk – 2019
Mit diesem Buch möchte ich die Jazz-Szene Anfang der 1940er-Jahre ab der Gründung des Deutschen Swing Clubs und des Hot Club Hannovers-kurz hch genannt- bis zu seinem Ende in den 60er-Jahren bis hin zum Jazz Club der sozialistischen Jugend und bis zum Jazz Club Hannover des 20. bzw. 21. Jahrhunderts in Wort und Bild beschreiben. Es soll die Ausführungen der Bücher „ Ein Club macht Jazz-25 Jahre Jazz Club Hannover“, „Hannover – ein Stück Jazzgeschichte“ und „Hannover-All That Jazz“ aus den Jahren 1991, 2004 und 2007 in Teilen ergänzen und vertiefen Dokumente – Bild- und Textmaterial – Auszüge aus Beiträgen, Anmerkungen und viele Gespräche mit den Zeitzeugen und, die den Ausgangspunkt für die heutige Jazz-Szene markieren sind Inhalt dieses Buches. Es sind Impressionen, Momentaufnahmen aus jener Zeit und meine persönlichen Erinnerungen. Hervorzuheben sind Mitgliederinformationen, wie Rhythm-Echo, Rhythm on Record, Die Synkope und Yardbird, die natürlich auch an Gäste ausgehändigt wurden. Sie sollen einmal mehr das Clubleben aus jener Zeit dokumentieren.
In den 40er Jahren, es war noch Krieg und einige wenige furchtlose Menschen, Jazzfans, die den Mut hatten eine Gruppe von Gleichgesinnten zusammen zu führen, um ihrer Musik zu frönen. Alles musste natürlich im „stillen Kämmerlein“ passieren. „Swing tanzen verboten“ war von den Nazis die strikte Anweisung. Trotz dieser Bedrohung traf man sich heimlich und lauschte der geliebten Swingmusik.
Die treibende Kraft und Macher jener Zeit war Walter Kwiecinski. Am 28. April 1925 in Hannover geboren. Von ihm entstand die Idee zu einem „Club“. Offiziell war das damals schlecht zu machen. Es wurde mit Gleichgesinnten der „Deutsche Swing Club“ gegründet. Dieses wurde durch einen entsprechenden Stempel „anno 1941“ dokumentiert. Damit versah man die Plattenhüllen mit diesem Aufdruck. So gibt es hierüber heute noch einige dekorierte Plattenhemden.
Er schrieb einmal in einem bereits veröffentlichen Beitrag: „Eigentlich könnte zweimal gefeiert werden: vor 50 Jahren entstand in Hannover die erste „Jazzorganisation“ (man schrieb das Jahr 1991), zumindest etwas, was man so nennen konnte, wenn auch nicht durfte, und vor 25 Jahren wurde der heutige Jazzclub Hannover ins Leben gerufen. Heute wird Jazzmusik toleriert, hin und wieder sogar öffentlich gefördert. Vor 50 Jahren war Jazzmusik zwar nicht direkt verboten, sondern lediglich „unerwünscht“ – dies jedoch so, dass es einem Verbot gleichkam. Natürlich konnte man in Hannover auch schon vorher Jazz und jazzverwandte Musik hören. So gastierten Mitte der 1920er Jahre die Chocolate Kiddies mit Sidney Bechet in der „Roten Mühle“, und in den 1930er Jahren bis in den Krieg hinein spielte im GOP (Georgs-Palast) eine Swingband nach der anderen. Man ging hin, weil die Musik gefiel und weil es „in“ war, wie man heute sagen würde, aber kaum, weil man mehr als ein bisschen davon verstand.“
Das Musikerpotential war noch sehr mager, insbesondere was die hannoverschen Jazz-Musiker anbetraf. Dennoch muss in dieser Aufbruchphase besonders der Trompeter Klaus-Dieter Paasch erwähnt werden. Wer kennt noch z. B. die „Synkope“, das Mitteilungsblatt des hch? Die Redaktion lag in den bewährten Händen von Walter Kwiecinski. Matritzentechnik und graubeiges Papier mussten genügen. Es gab ja nichts Besseres. Hauptsache der Inhalt war interessant, und das war er in der Tat, wie wir später noch sehen werden. Im Übrigen, der Jazz-Club hat den Titel übernommen, was eine Ausgabe aus dem Jahr 1968 belegt.
Anlässlich einer außerordentlichen Sitzung des hch-Vorstandes am 17. Januar 1950 wurde u. a. der Tagesordnungspunkt „Neuzusammensetzung des Vorstandes“ behandelt. Walter Kwiecinski trat als 1. Vorsitzender zurück. Auslöser war sein Wechsel in den eigenen Verlag und die neu gegründete Familie, die ein weiteres Engagement als 1. Vorsitzenden nicht mehr möglich machte. „War der Hot-Club-Hannover bis dahin eine recht lockere Verbindung ohne besondere Satzung oder gar Beiträge, verlief die Zukunft in mehr geordneten Bahnen, obwohl ein wenig Chaos auch ganz schön ist“. Dies waren Worte von Walter Kwiecinski.
Dr. Dietrich Schulz-Köhn, Anfang der 50er Jahre nach Hannover gewechselt und Wilhelm Baumeister übernahmen das Kommando. Meines Wissens leitete Dr. Schulz-Köhn den Hot Club Hannover von 1950 bis 28. März 1957.
Zur Jahreswende 1954/55 begann die Zeit unter dem neuen Vorstand – eine Reaktivierung des hch: Vorsitzender Dr. Dietrich Schulz-Köhn, stellv. Vorsitzender Ingo Scharf, Pressearbeit Walter Kwiecinski, Kassenwart Wolfgang Beckmann, Clubsekretärin Rosemarie Wieben. (dokumentiert im April 1955. Der Club zählte bereits im April 1955 über 70 Mitglieder.
In der Jahreshauptversammlung am 26. Januar 1956 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Präsident: Dr. Schulz-Köhn, 1. Vorsitzender: Wilhelm Baumeister, 2. Vorsitzender: Rosemarie Wieben, Kassenführer: Frau E. Aronhold, Pressereferent: Walter Kwiecinski, Werbereferent: Joachim Millington-Hermann und Clubsekretär Herr Winter.
Anlässlich dieser Versammlung wurde der Beschluss gefasst, die Eintragung des Hot Clubs Hannover in das Vereinsregister beim Amtsgericht in Hannover zu beantragen. Der Verdienst von Dr. Schulz-Köhn für den Jazz in unserer Stadt ist unbestritten. Seine Liebe zur Musik, insbesondere zum Jazz machte ihn zum Mentor und Motor für den hannoverschen hot club. Seine beruflichen Erfahrungen, seine publizistische Arbeit auf dem Gebiet des Jazz und seine Tätigkeit bei der „Telefunken-Platte“, bei der Grammophon-Gesellschaft sowie am Rundfunk ermöglichten ihm den Jazz in überzeugender Weise einen nicht unbedeutenden Platz in der Kultur-Szene Hannovers zu verschaffen. Und das vor dem Hintergrund einer noch schwierigen Zeit im Nachkriegsdeutschland.